Duell der Opposition - Voigt und Höcke werben in TV-Duell um Wähler

Am Donnerstag den 11.04.2024 haben sich Mario Voigt, Spitzenkandidat der CDU in Thüringen, und Björn Höcke, Spitzenkandidat der AfD in Thüringen, in dem Privatsender "Welt TV" ein TV-Duell auf Verabredung geliefert. Voigt hatte dieses einige Wochen zuvor auf der Plattform X in einem Streit mit Höcke gefordert. Sie sprachen über Remigration, Dexit und Mettbrötchen.

Die Diskussion zwischen den Kandidaten der CDU und der AfD fand große Aufmerksamkeit in der medialen Welt und wurde vielfach analysiert. Vielerorts wurde von Voigt erwartet, sein Versprechen, Höcke inhaltlich zu entlarven und dessen gefährliche Ideologien offenzulegen, auch einzuhalten. Voigt gelang es tatsächlich einige Male, Höcke zu überraschen und ihm dazwischenzufallen. Er rechnet vor, was der Dexit für den einzelnen Arbeitnehmer bedeuten würde (die Forderung, dass Deutschland aus der EU austreten solle, ist von Seiten der AfD schon häufig angebracht; Begriff angelehnt an den britischen Austritt: Brexit). Er erklärt auch, dass Remigration keine Lösung für irgendwelche Probleme sei, und im Gegenteil schlecht für Deutschland wäre. Er sagt: „Wir werden keine neue Unternehmensansiedlung und auch keine neuen Fachkräfte gewinnen, wenn der Reichskanzler Höcke zur Eröffnung kommt“, worauf Höcke entgegnet: „Jetzt werden Sie aber radikal populistisch.“

Zur Remigration äußert Höcke überraschende Ansichten. So behauptet er auf Nachfrage des Moderators, was er denn damit meine, dass er in seinem Buch geschrieben habe, dass die in Hamburg gebürtige heutige Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz in Deutschland nicht verloren habe, dass er sich an diese Passage aus seinem Buch nicht mehr erinnern könne und das er diese Politikerin auch nicht kenne. Außerdem behauptet er erstaunlicherweise, dass mit Remigration ja eigentlich die Rückholung von ins Ausland abgewanderten Deutschen zurück nach Deutschland gemeint sei und warnt den Moderator ihm doch jetzt den Begriff nicht zu kontaminieren. Rechtsextreme meinen mit diesem Begriff eigentlich den Plan der Vertreibung Millionen deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund um eine völkisch-rassische Reinheit zu erreichen. Als sich die Debatte um Mettbrötchen dreht wird der Ton laut: In Thüringen werden Mettbrötchen üblicherweise „Gehacktes-Brötchen“ genannt. Höcke verwendet einmal beide Begriffe. Daraufhin fällt ihm Voigt ins Wort: „In Thüringen heißt das Gehacktes, wenn Sie sich in Ihrer Heimat auskennen würden.“ Höcke verliert kurz die Beherrschung und schreit fast: „Ich habe gerade gesagt: Gehacktes-Brötchen!“ Er habe Mett nur als Übersetzung für alle, die dies nicht kennen würden, verwendet. 

Die Reaktionen auf das Duell fielen vielfältig aus. Von vielen Seiten wurde Voigt vorgeworfen, er habe Höcke nicht genug entkräftet und sei in entschiedenen Stellen nicht eingeschritten. Die Moderation wurde hingegen häufig gelobt, insbesondere wegen ihres entschiedenen Vorgehens und der Entkräftung von Demokratiefeindlichkeit und des Umgangs mit falschen Behauptungen, die gut aufgedeckt und journalistisch sauber widerlegt wurden. Höckes teils offener Extremismus und offene Ablehnung von Demokratie wurde vielerorts nicht thematisiert und als nicht überraschend angenommen. Es wurde allerdings klar und analysierend mit seinen Aussagen umgegangen und er wurde eben vielfach als demokratiefeindlich kritisiert.

Das Duell der Thüringer Spitzenkandidaten fand ohne den Ministerpräsidenten der Linken, Bodo Ramelow statt. Gerade diese Inszenierung als wichtiger als Bodo Ramelow war wohl Mario Voigt wichtig. Der Ministerpräsident wird allerdings sicherlich im Wahlkampf nochmal auch in TV-Debatten zu sehen sein. Allgemein handelte es sich um ein hitziges Duell von 70 Minuten Länge, das für den Wähler garantiert wichtig ist. Es bietet allerdings auch wichtiges Anschauungsmaterial bezüglich des Fokusses auf Demokratie und ihre Verteidigung. Ein TV-Duell im Thüringer Wahlkampf, sehenswert und relevant.


Jano Schwerdfeger (10a)


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